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Kulturelle Beziehungen zwischen Nord- und Ostafrika im Holozän und ihr Einfluss auf erste Keramiknutzung und den Übergang zur Viehhaltung in Kenia

Projektleitung: PD Dr. Birgit Keding

Projektmitarbeiter: Dr. Erik Becker

 

Kooperationspartner: National Museums of Kenya; Koobi Fora Field School (KFFS)/Rutgers University (New Jersey/USA) 

 

Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (seit Oktober 2011) – Philosophische Fakultät der Universität zu Köln.

 

Die Geschichte der Neolithisierung Ostafrikas und Kenias im speziellen ist noch wenig erforscht. Sowohl die älteste Keramik als auch der früheste Nachweis einer produzierenden Wirtschaftsweise stammen aus Nordkenia (Abb. 1). Östlich des Turkanasees (Abb. 2) sind frühste Keramikfunde nach 9000 BP gelegentlich in Jäger-Sammler-Kontexten belegt, gut datierte Hirtenfundplätze liegen ab 4000 BP vor. 

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  • Abb. 1: Lage der Arbeitsgebiete
  • Abb. 2: Östliches Ufer des Turkanasees

Beide Phänomene werden häufig mit südwärts gerichteten Migrationen oder andersartigen Kontaktsituationen zwischen nordafrikanischen und südlicheren Gruppen in einen ursächlichen Zusammenhang gebracht. Diese Hypothesen basieren auf allgemeinen Ähnlichkeiten insbesondere der Keramikverzierungen und Lebensweise der verschiedenen archäologischen Gruppen in Nord- und Ostafrika, wurden allerdings noch nie am Fundmaterial überprüft. Als fördernde oder auslösende Faktoren für die postulierten kulturellen Verbindungen zwischen der Region Ostsahara/Nordostafrika und Ostafrika werden vielfach Fluktuationen der Klima- und Umweltbedingungen im Mittel- und Spätholozän im nördlichen Afrika angeführt. 

Ziel des Projektes ist es zu untersuchen, ob sich tatsächlich und in welcher Form kulturelle und populationsbiologische Verbindungen zwischen ostsaharisch-nordostafrikanischen (tschadisch-sudanesischen) und ostafrikanischen (kenianischen) Funden nachweisen lassen und ob aus den Ergebnissen Rückschlüsse auf die dahinterstehenden sozialen und wirtschaftlichen Prozesse – wie z.B.  Migration oder andersartige kulturelle Kontakte –  möglich sind (Abb. 1). 

Zwei Schlüsselphasen werden bearbeitet: Zum einen wird Kenias kulturelle Stellung hinsichtlich des nordafrikanischen „Aqualithikums“ bestimmt und die sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen  den archäologischen Gruppen der Region Ostsahara/Nordostafrika und Kenia im Früh- und Mittelholozän aufgeschlüsselt (Abb. 3, 4). Zum anderen wird der Übergang zum Pastoralismus in Nordkenia im Spätholozän erforscht (Abb. 5). 

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  • Abb. 3: Blick über den Fundplatz FxJj12N der Fischer-Jäger-Sammler Phase am östlichen Turkanasee.
  • Abb. 4: Keramik vom Fundplatz FxJj12N am östlichen Turkanasee.
  • Abb. 5: Fundplatz FwJj5 am östlichen Turkanasee. Hier wurden u.a. Keramikscherben, Steinartefakte, „stone-bowls“ und Knochen von Rind und Caprinen gefunden.

Diese Themenkomplexe werden im Rahmen einer Re-Analyse von ostafrikanischen früh- und mittelholozänen Fundkomplexe und einem Vergleich mit nordostafrikanischen Inventaren untersucht.

Ausgangspunkt der Studien bilden Fundplätze in der Koobi-Fora-Ileret-Region am östlichen Ufer des Turkanasees, die in den 1970iger Jahren von John Barthelme ausgegraben und ausgewertet wurden. Den zweiten regionalen Schwerpunkt bildet die südliche Ostsahara, insbesondere die Wadi-Howar- und Wadi-Shaw-Region, aber auch das angrenzende Niltal. Hier sind bereits gut aufgeschlüsselte kulturelle Abfolgen mit zahlreichen Fundplätzen des „afrikanischen Aqualithikums“ und von späteren verschiedenen Hirtengesellschaften bekannt. Mehr Infos findet man hier: SFB 389, Teilprojekte A2, A8 und A9.

Um möglichst belastbare Ergebnisse zu erzielen, wird ein interdisziplinärer Ansatz unter Einbeziehung der Anthropologie verfolgt. Das heißt, den Fragestellungen wird anhand zweier in Quellen und Methode unabhängigen „Strängen“ nachgegangen und deren Ergebnisse am Ende zusammengeführt: Die materielle Kultur, insbesondere Keramik, und Siedlungsreste werden zur Rekonstruktion der sozio-ökonomischen Systeme der prähistorischen Gruppen als auch zur Entwicklung und Verbreitung von Kulturelementen analysiert;  zur Aufdeckung der biologischen Herkunft der prähistorischen Gruppen und ihrer Verwandtschaft mit anderen Populationen werden die Skelettreste untersucht.

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